Beschlussvorlage - 01/BV/398/2015

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Beratungsfolge

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Sachverhalt

1. Sach- und Rechtslage:

 

Auf der Sitzung des Finanzausschusses am 16.02.2015 wurde durch die Fraktion Altentreptower Wählergemeinschaft/SPD folgende Sach- und Rechtslage sowie der Beschlussvorschlag als Änderung eingebracht und mehrheitlich in der geänderten Form zur Beschlussfassung durch die Stadtvertretung empfohlen:

 

Am 1. April 1915 wurde zu Ehren des 100. Geburtstags Bismarcks der Große Stein auf dem Klosterberg Bismarck-Stein benannt.

Die auf dem Stein aufgebrachte Inschrift musste „nach Auskunft des ehemaligen Steinmetzmeisters G. Aue 1957 auf Anordnung eines Mitarbeiters der Stadtverwaltung als nicht zeitgemäß entfernt werden“. (Zitat Siegfried Mamerow, s. NK vom 15.12.2014)

Vielen Altentreptowern ist dieser Name dennoch immer geläufig und sie wünschen sich, dass diese historische Vergangenheit der Nachwelt besser erklärt wird und nicht in Vergessenheit gerät.

Dr. Ulf Morgenstern von der Bismarck-Stiftung, einer von den 5 bundeseigenen Politikerstiftungen (O. Bismarck, F. Ebert, T. Heuss, K. Adenauer und W. Brandt) schreibt auf Nachfrage wie folgt: „neben Zossen, wo eine Bismarck-Relieftafel auf einem Findling erneuert wird, Berlin Wannsee, wo ein altes Denkmal wieder aufgestellt worden ist und Wilhelmshaven, wo am alten Standort ein neues Bismarck-Denkmal aufgestellt werden soll, sind Sie in Altentreptow nun der vierte Ort in Deutschland, wo ein ehemaliger Bismarck-Ort wieder sichtbar gemacht werden soll.

Ich halte das für die beste Formulierung, denn mehr als sichtbar machen ist heute ja nicht mehr gemeint. Von Verehrung oder Kult kann bei dem zweifach historischen Bismarck nicht die Rede sein.

Der 1898 verstorbene Gründer des deutschen Reiches ist nach seinem Tod mythisch verehrt worden, auch mit heute zweifelhaften nationalistischen und rassistischen Absichten. Dass er selbst auch ein teilweise hochproblematischer Politiker war, muss nicht sonderlich erläutert werden. Trotzdem war er eine Jahrhundertgestalt, an die sich zu erinnern lohnt. Dazu zählt auch, an die verschiedenen Formen des Erinnerns in der Vergangenheit zu erinnern. Dass Deutschland voller Bismarckstraßen, -plätzen, -türmen usw. ist, ist doch ein kulturhistorisch hoch interessanter Befund, auch wenn wir heute nicht mehr unkritisch auf einen der Türme steigen und in die Ferne schauen. Dass Privatleute Geld für diese kostspielige Art der Ehrung gesammelt haben, ist eine lokalgeschichtlich hoch interessante Frage.

 

Wer waren diese Initiatoren? Wie gingen sie vor? Wie inszenierten sie sich selbst?

Gab es regionale Unterschiede, d.h. mehr Bismarck-Ehrungen in Preußen als in Bayern, oder im katholischen Rheinland? Und warum gibt es in Sachsen so viele?

All diese Fragen gehören zur deutschen Geschichte und sind weitgehend unbeantwortet.

Sie spiegeln am Beispiel Bismarcks die Geschichte des Nationalismus in Deutschland und sind aus der Sicht der historischen Forschung wichtig.

Wenn Sie daher in Altentreptow auf einer Infotafel an die Geschichte Ihres einstigen Bismarck-Steins erinnern wollen, begrüße ich das sehr. Sie tragen damit genau zur uns heute gut zu Gesicht stehenden abgeklärten historischen Bildung bei, die Mythen hinterfragt und entlarvt.“

Weiterhin schreibt er zur Stiftung selber: „bundeseigenen Otto-von-Bismarck-Stiftung nicht mehr am Bismarck-Mythos gestrickt, sondern dass wir hauptberuflich das Gegenteil tun.“

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Beschlussvorschlag

2. Beschlussvorschlag:

 

„Die Stadtvertretung bekennt sich zu der vor 100 Jahren, am 01.04.1915 vorgenommenen Namensgebung des großen Steins auf dem Klosterberg als Bismarck-Stein. Vor diesem Hintergrund soll im Jahre 2015 eine geschichtliche Auseinandersetzung und Aufklärung auf wissenschaftlicher Basis geführt werden. Hierzu könnten öffentliche Vorträge, Lesungen bzw. auch Projekttage an den städtischen Schulen durchgeführt werden.

Im Zusammenhang mit der bundeseigenen Bismarck-Stiftung soll der Ausschuss für Schulen, Kultur, Sport, Jugend, Senioren und Soziales dieses begleiten.

Als ein Ergebnis ist eine überarbeitete Infotafel zu erstellen, die neben den schon jetzt gut geschriebenen geologischen Fakten auch diesen geschichtlichen Hintergrund wiedergibt.

Sie ist nach Möglichkeit aus Spendengeldern zu finanzieren und sollte auch zur touristischen Attraktivität der Stadt beitragen.“

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Anlagen

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